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Wer war Marie-Anne Lenormand, die Namensgeberin der Lenormandkarten?

Wer war Marie-Anne Lenormand, die Namensgeberin der Lenormandkarten?

 

Die Kaufmannstochter Marie-Anne Adélaide Lenormand wurde am 27. Mai 1772 in Alencon in Frankreich geboren. Bis zu ihrem Tod am 25. Juni 1843 in Paris sollte sie als bedeutende Wahrsagerin und Kartenlegerin das Leben vieler Menschen beeinflussen. Noch heute ist das Werk von Lenormand von sehr hoher Bedeutung, weshalb sie als eine der wichtigsten, vermutlich sogar als die wichtigste Astrologin aller Zeiten gilt. Lenormand diente Franz von Suppè als Vorbild für seine Operette „Die Kartenschlägerin“.

 

Bereits von Geburt an umwehte Marie-Anne Lenormand den Hauch des Mystischen. Denn in ihrem Geburtsort Alencon wurde bereits am 16. September 1768 ein Kind mit dem Namen Marie-Anne Lenormand im Geburtsregister vermerkt. Hierbei handelte es sich um Lenormands ältere Schwester, die bereits wenige Stunden nach der Geburt verstarb. Die Mutter benannte Lenormand deshalb nach ihrer älteren Schwester, da sie davon überzeugt war, dass deren Seele dann in ihr weiterleben würde.

 

Lenormand war für die damalige Zeit eine gebildete Frau, denn sie konnte eine Klosterschule der Benediktinerinnen besuchen. Allerdings musste sie die Schule im Jahr 1781 verlassen, da sie die Absetzung der Äbtissin korrekt vorhersagte. 1790 ließ sich Lenormand dann in Paris nieder und machte sich drei Jahre später gemeinsam mit der Wahrsagerin Madame Gilbert selbstständig. Auf Grund ihrer Tätigkeit wurde sie vom Wohlfahrtsausschuss verhaftet. Dies schadete ihr allerdings kaum und steigerte sogar ihre Popularität erheblich. Ab 1797 wohnte Lenormand dann in der Rue de Tournon und betrieb von dort aus ihre Profession. Zu ihren Kunden gehörten Angehörige aller gesellschaftlichen Schichten und Ränge. In den Jahren 1803 und 1809 wurde Lenormand wegen Hochverrats verhaftet, gelangte jeweils aber schnell wieder frei. Ihrer Popularität schadeten diese Episoden nicht, denn sogar die Ehefrau Napoleons und französische Kaiserin Joésphine gehörte zu ihren Kunden. Auch der russische Zar Alexander I. zog sie zu Rate. Neben ihren Verhaftungen trug insbesondere die Tatsache, dass Lenormand den Tod der berühmten Männer Marat, Robespierre und St. Just vorhersagte zu ihrer großen Popularität bei.

 

In Folge des sich wandelnden gesellschaftlichen Klimas unter Ludwig XVIII. emigrierte Lenormand im Jahr 1820 nach Brüssel. Dort wurde sie ebenfalls verhaftet und wegen angeblicher Spionage angeklagt. Marie-Anne Lenormand legte hiergegen mehrfach Berufung ein, die allerdings jedes Mal abgelehnt wurde. Erst durch Druck ihrer Anhänger konnte ein neues Verfahren erwirkt werden. An dessen Ende wurde sie allerdings der Hexerei für schuldig gesprochen. Trotzdem wurde sie aus der Haft entlassen. In Folge der Julirevolution im Jahr 1830 zog sich Lenormand ins Privatleben zurück und prophezeite nur noch ihren Freunden die Zukunft. Finanziell hatte sie zu diesem Zeitpunkt bereits ausgesorgt. 13 Jahre später verstarb Lenormand in Folge eines Kunstfehlers ihres Arztes.

 

Noch heute ist der Name Lenormands unter Anhängern der Astrologie ein wichtiger Begriff. Schließlich sind nach ihr die Lenormandkarten benannt. Allerdings wurde dieses Kartendeck nicht von Lenormand selbst verwendet. Vielmehr griff sie für ihre Kunst vermutlich auf Decks von Jean-Francois Alliette zurück. Diese Karten wurden unter dem Künstlernamen „Etteilla“ bekannt. Auf Grund der hohen Popularität Marie-Anne Lenormands wurde ihr Name nach ihrem Tod für viele Kartomantie-Blätter verwendet. Darunter befand sich auch das noch heute sehr beliebte Deck „Petit Lenormand“. Hierbei handelt es sich um ein Set aus 36 illustrierten Karten, deren Motive auf das im Jahr 1799 von Johann Kaspar Hechtel in Nürnberg entwickelte „Spiel der Hoffnung“ zurückgehen. Lenormandkarten sind heute neben dem Tarot die beliebtesten Karten zur Weissagung durch das Kartenlegen. Der Grund dafür, dass das beliebte Kartendeck damals nach Lenormand benannt wurde, ist auf den hohen Bekanntheitsgrad des Namens dieser Wahrsagering zurückzuführen. Da sehr viele Menschen mit dem Namen Lenormand etwas verbinden konnten, war den Kartendecks direkt von Beginn an eine hohe Aufmerksamkeit garantiert. Deshalb verkauften sich die entsprechenden Decks, auch das damals noch populärere 54-Karten-Set sehr gut.

Mit dem nach ihr benannte Kartendeck können Menschen der ganzen Welt noch heute durch die Augen von Marie-Anne Lenormand einen Blick in die Zukunft werfen und sich von einem kundigen Wahrsager ihr Schicksal prophezeien lassen.

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